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Alan Wake 2 - Zwischen Twin Peaks und Literatur

2010 war "Alan Wake" ein Highlight auf der Xbox 360. Nach dem Spin-off "Control" folgt nun der zweite Teil von Remedy und Epic Games. Wir haben uns dem Horror gestellt und verraten euch, warum "Alan Wake 2" eines der besten Games des Jahres ist.

Wolfgang Kern

von Wolfgang Kern

10.11.2023, 11:09 Uhr 3

"Alan Wake 2" ist ein vielschichtiges Monster. Die Geschichte knüpft 13 Jahre nach dem ersten Teil an und vereint zwei Handlungsstränge, die Fragen aufwerfen, Neugier wecken und unaufhörlich voranschreiten, während sie ein komplexes Netz aus Schrecken spinnen. Die miteinander verflochtenen Geschichten von Saga Anderson – der FBI Agentin – und eben dem namensgebenden Schriftsteller Alan Wake sorgen mit geschicktem Storytelling und einer starken Handlung dafür, dass die vielen Fragen schlussendlich ihre Antworten in packender Weise finden.

Es gibt einen Moment, in dem das Spiel endlich Sinn macht. Wo alle Antworten auf seine Fragen synchron beantwortet werden. Und plötzlich wird alles klar – oder zumindest vieles. Für all die Eigenartigkeiten und Wunder, die Remedy auf den Tisch legt, wenn das schlagende Herz von "Alan Wake 2" enthüllt wird, sind der Schock und die Katharsis unübertroffen. Für jede Frage, die das Spiel stellt – Wer ist Saga Anderson? Was ist der Kult des Baumes? Wo war Alan Wake 13 Jahre lang? – gibt es eine Antwort, die mit so viel Zufriedenheit einhergeht, dass sie das gesamte Spiel aufwertet.

Remedy beweist wieder einmal ein Meister im Storytelling zu sein. Man wandert durch die Wälder des Spiels, erkundet die seltsamen Städte Bright Falls und Watery, trifft auf Ungeheuer, hinterfragt die Realität. Wir erkunden als Saga Anderson die mysteriösen Ereignisse in Bright Falls und werden in die dunkle Geschichte von Alan Wake gezogen. Immer mehr stellen wir die Realität in Frage. Saga erfährt immer mehr von der Welt, in der Alan Wake gefangen zu sein scheint – und die damit verbundenen Schrecken.

"Alan Wake 2" führt Saga Anderson ein, eine neue Figur in der Geschichte, die sich die Bühne mit Alan Wake teilt. In einem Spiel, das nach seinem ursprünglichen Protagonisten benannt ist, ist es eine gefährliche Entscheidung, eine weitere Figur in einer Hauptrolle einzuführen – aber eine, die sich hier erheblich auszahlt. Als aufgeweckte, kluge Stellvertreterin für den Spieler ist Saga ein neues Gesicht mit frischer Perspektive, die alle richtigen Fragen stellt. Sie wird als FBI-Agentin in die Stadt geschickt, um den mysteriösen Kult des Baumes zu untersuchen, der für brutale Morde verantwortlich ist. Ein verschwundener FBI-Agent und das Mysterium des Alan Wake sind ein Teil der Ermittlungen.

Sie stochert solange in den Mysterien des Spiels herum, bis sie sich entwirren, während ihre eigene Geschichte von den dunklen Kräften in Bright Falls verändert wird. Sie ist eigensinnig und stur und nimmt die übernatürlichen Ereignisse in ihrer Rolle – der geschriebene Held, der im "Alan Wake"-Universum zum Leben erweckt wird – mit großer Entschlossenheit hin.

Zu ihrer unvergesslichen Darstellung tragen zwei Faktoren bei: eine brillante, nuancierte Leistung der Schauspielerin Melanie Liburd ("This is Us") und Remedys Implementierung der Gedankenort-Mechanik. Während wir uns durch die Welt von "Alan Wake 2" bewegen, sammeln wir Hinweise und machen Beobachtungen, die alle in einem Gedankenort in Sagas Kopf gesammelt werden. Dieser wird als Hub für alle Hinweise und Story-Fäden verwendet. Verbindungen zwischen den Hinweisen werden durch das Anheften von Notizen und Entdeckungen hergestellt, um eine Vision der Geschichte zu formen und vor allem den Überblick der Story zu erhalten.

An einigen Stellen windet und dreht sich die Handlung des Spiels mit mehreren Handlungssträngen, die sich in unerwartete Richtungen entwickeln. Der Gedankenort dient dazu, diese Entwicklungen herauszufordern, um sicherzustellen, dass die Spieler auf dem Laufenden gehalten werden, und um mentale Rätsel und Denkprozesse visuell darzustellen. Man behält so immer einen Überblick und wird nicht überfordert von der Komplexität der Story.

Alan Wakes Story wird parallel zu Sagas erzählt und beinhaltet sehr unterschiedliche Szenarien aber auch viele Ähnlichkeiten. Wenn Sagas Geschichte eine lineare, fokussierte und logische Reise ist, dann ist Alans Geschichte eine voller wilder Metaphern und Launenhaftigkeit. Alan Wakes Inneres wird uns als Spieler dargestellt in eigenartigen Szenen.

Anknüpfend an die vertrauten Momente des Originals von "Alan Wake", spiegelt Alan Wakes Teil eine Reise an die Oberfläche für Alan wider, der mehr als ein Jahr lang von einer dunklen Präsenz gefangen und manipuliert wurde, wodurch seine Realität verzerrt ist. Er ist zerstreut und verwirrt, und das zeigt sich in der Darstellung seiner Welt und in seinen Bemühungen, frei zu sein.

Er kann die Geschichte in dieser Welt verändern. Die dunkle Präsenz zwingt ihn dazu, die Geschichte weiterzuschreiben. Aber wir haben volle Kontrolle, wie bestimmte Aspekte ausgelegt werden. Dabei verändert sich die Welt je nach ausgewähltem Szenario. Ein spannender Aspekt, den man so noch selten in einem Spiel gesehen hat.

Einer dieser Eingänge erfolgt über eine Talkshow, die in absichtlich verstörenden Live-Action-Segmenten mit Ilkka Villi als Alan Wake, Sam Lake, der sowohl sich selbst als auch Agent Alex Casey spielt, und David Harewood als der mysteriöse Mr. Door. Diese Segmente sind ehrlich gesagt wunderbar und Remedy perfektioniert die Verschmelzung von Live-Action mit Spiel einmal mehr.

Obwohl diese Segmente an einigen Stellen repetitiv sind, dienen sie als klare Darstellung von Alans Gemütszustand – zersplittert, frustriert, von Jahren der Bestrafung abgenutzt, mit dem brennenden Wunsch nach Rückkehr. Während diese Reise in surrealen Schleifen fortgesetzt wird, schweift die Hauptgeschichte des Spiels um ihn herum, nimmt neue Formen an – manchmal nach Alans eigenen Launen.

Wie Saga hat auch Alan Wake Zugang zu einem Gedankenort, aber Alans Version ermöglicht es ihm, seine Welt subtil zu verändern. Wenn er sich durch wiederkehrende Wahrzeichen in und um den dunklen Ort herum bewegt – einer Wohnung, einem vertrauten Hotel, einer U-Bahn-Station mit Anklängen an "Max Payne" – kann er verschiedene Handlungsstränge in die Erzählung einfügen und seine Welt umschreiben, indem er Adjektive oder Ereignisse platziert, um Rätsel zu lösen. Die Lösungen sind gelegentlich verschlungen und erfordern Geduld, um sie zu vervollständigen, aber der Mechanismus bleibt in jeder Umsetzung clever und ermöglicht den Spielern eine gewisse Experimentierfreudigkeit, während sie verzweifelt durch jedes Szenario reisen.

Das Gameplay unterscheidet sich im Kern nicht groß vom Vorgänger, fügt aber viele nützliche und wichtige Elemente hinzu. Die Kämpfe mit den Schattenwesen und auch Bossen sind fordernd, aber nicht nervend. Zudem bleibt die Story immer der zentrale Punkt und alles andere dient letztendlich der Geschichte und dem Horror. Sagas Ermittlungen machen Spaß und man möchte immer mehr erfahren. Der Balance-Act zwischen Survival-Action, Ermittlungen und Story-Telling gelingt Remedy hier mühelos.

Das Gleichgewicht zwischen diesen zwei Geschichten ist wunderbar und überraschend, wobei Remedy häufig weitere Karten ausspielt, um neue Gründe zu bieten, vom ausgetretenen Pfad abzuweichen, Nebenquests zu erkunden und mehr von den seltsamen Feinheiten zu verstehen, die diese Geschichte heimsuchen. Faszinierende Verweise auf die breitere Remedy-Welt sind ebenfalls hier verstreut, wobei "Control" und sogar "Max Payne" und "Quantum Break" für diese Reise essentielle Bausteine sind – wenn auch nur, um periphere Rückrufe, Charaktere und das Auftreten bestimmter Schauplätze zu verstehen. Hier versucht sich Remedy an einem Connected Universe im Stil von Marvel und es gelingt.

Technisch ist "Alan Wake 2" ein wahres AAA Game für Xbox Series X|S. Das Spiel sieht unglaublich gut aus, das Acting durch das Motion Capture könnte besser nicht sein und vermittelt eine sehr realistische Welt. Die sehr atmosphärische Umgebung sowie die detailreichen Level sind ein Highlight und hinzu kommen die tollen Synchron-Sprecher, die dem Spiel zur Perfektion verhelfen. Leider, und das ist dann doch ein Manko, gibt es in der deutschen Sprachausgabe einige Übersetzungsfehler, sodass Dialoge öfters mal nicht zur Situation passen. Davon abgesehen läuft das Spiel auf Xbox Series X|S unglaublich gut und flüssig. Ein großer Teil diverser Bugs wurde bereits mit einem Update behoben.

1Fazit

Zu den Kommentaren (3)

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Dieses Rating für registrierte Benutzer lebt von der Qualität der verteilten Sterne. Seid bei eurer Bewertung also fair... [+]: Nur selten hat ein gutes Spiel die Höchstnote verdient und natürlich muss auch ein schwächeres Spiel nicht gleich immer komplett abgestraft werden. Je objektiver ihr eure Sterne vergebt, desto aussagekräftiger ist am Ende die Gesamtwertung. [–]

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KOMMENTARE


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Captain xy

Captain xy

05.04.2024, 17:46 Uhr

Digital only ist mir bei dem Titel ein Dorn im Auge aber ich will es auf jeden Fall spielen.
Das Erstlingswerk auf der X360 war schon Hammer

Wolfgang

Wolfgang

10.11.2023, 12:03 Uhr

Must Play 😁

Marc

Marc

10.11.2023, 11:14 Uhr

Ich warte noch auf ein/zwei Updates. Spätestens wenn es das Game mal im Angebot gibt, hole ich es nach. :) = Smile

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